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"Sei du selbst und bleib wie du bist."

Aktualisiert: 31. Aug. 2018



„Sei du selbst.“

„Bleib so, wie du bist.“

Zwei Sätze von denen ich mir ziemlich sicher bin, dass diese jedeR schon mindestens ein Mal in ihrem/seinem Leben gehört hat. Doch was bedeuten sie eigentlich? Man selbst zu sein oder so zu bleiben wie man ist, kann man doch eigentlich nur, wenn man sich selbst auch schon wirklich gut kennt. Und ich traue mir nun zu behaupten, dass nur sehr wenige Menschen in der heutigen hektischen, auf größtmöglichen Gewinn orientierte Zeit, in der das Funktionieren jeder Person wichtiger scheint als sonst etwas, sich wirklich die Zeit nehmen sich auf eine Entdeckungsreise zu sich selbst machen. Das soll nun auf keinen Fall wie ein Vorwurf klingen. Sich diese Zeit zu geben bzw. zu nehmen ist manchmal wirklich nicht so leicht. Gerade dann, wenn man meint, alles läuft. Mann/Frau nimmt sich die Zeit dafür wahrscheinlich eher, wenn mal nicht mehr alles so läuft.

Aber seien wir mal ehrlich, sich auf eine Entdeckungsreise zu sich selbst zu machen, bedeutet nicht ausschließlich auf „Gutes“ oder „Positives“ zu stoßen. So eine Reise kann natürlich auch mit schmerzvollen, traurigen oder dunklen Entdeckungen verbunden sein. Und wer setzt sich schon selbst gerne solchen „negativen“ Gefühlen aus? Da ist es verständlich, dass der Eine oder die Andere auf so eine Abenteuerreise verzichten mag.

Ich meine, dass so eine Expedition in das Innerste, das einen Menschen ausmacht, mit all ihren Stolpersteinen und wunderschönen Aussichtspunkten, es auf jeden Fall für JedeN wert ist. Ein Bild, das für so einen Prozess für mich am stimmigsten ist, ist jenes des Wanderns. Zuerst beginnt man vielleicht mit längeren Spaziergängen, mit der Zeit steigert man den Anstieg der Höhenmeter, den Schwierigkeitsgrad der Route, mit/ohne Bergführer etc. Zu Beginn der Wanderung ist man noch voll Elan, erfreut sich der Natur und der Aktivität. Wird es anspruchsvoller, spürt man das in der körperlichen Ausdauer, übersieht mal eine Wurzel und stürzt oder Ähnliches. Man ärgert sich vielleicht über sich selbst oder man gibt vielen verschiedenen externen Faktoren die Schuld – wie auch immer. Das Erklimmen eines Gipfels, von dem aus man einen unvergleichbaren Ausblick hat, ist die Strapazen, die man zuvor auf sich genommen hat doch auf jeden Fall wert. Insbesondere wenn man sich am Ende noch mit einem Stück Kuchen oder einem kalten Getränk belohnen kann?

Was ich mit diesem Bild meine ist, dass man beim Wandern die vielen kleinen und doch schönen Dinge, welche man am Weg oder in der Natur um sich beobachten kann, eine wundervolle Bereicherung darstellen können – Freude, Lebendigkeit oder Glückseligkeit machen sich breit. Dabei kann man natürlich mal über eine herausragende Wurzel oder einen Stein stolpern, was mit Schmerz oder Traurigkeit verbunden sein kann. Man motiviert sich jedoch dabei wieder, da man ja weiß, am Ende wartet eine unbezahlbare Aussicht, vielleicht ein Gefühl von Stolz, es bis zum Gipfel geschafft zu haben, vielleicht die Freude über den wohlverdienten Kuchen – was auch immer.

Ich denke, die Wanderung zum „eigenen Gipfel“ ist genauso abwechslungsreich. Manche Themen sind einfacher oder schneller zu reflektieren, manche sind anspruchsvoller oder andauernd als andere, manche benötigen einen Bergführer alias Therapeuten. Was es, meiner Meinung nach, auf jeden Fall wert macht, diese Reise zum Ich zu starten, ist die Tatsache, dass man sich selbst, den Weg zum und den Ausblick vom „eigenen Gipfel“, Stück für Stück immer besser kennenlernt. Und wenn man dann dort ist für sich erkennen kann, ob es noch mehr Routen oder Gipfel gibt, welche man vielleicht auch entdecken will.

Somit komme ich zu dem Schluss, dass die beiden eingangs angeführten Redewendungen für mich nicht stimmig sind. Wie kann eine außenstehende Person wissen, ob er/sie einen so kennt wie man ist, wenn man womöglich selbst noch gar nicht weiß, wer man ist. So zu bleiben wie ich bin, passt wenig in das beschriebene Bild, da ich der Meinung bin, dass das Leben ein Prozess ist, der eine Person immer wieder dazu bringt zu wachsen, sich weiterzuentwickeln.

Zum Abschluss eine Redewendung, die ich als sehr stimmig empfinde: „Bleib neugierig auf dich.“

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